5 g Pilze in den Dummkopf
Hab mir gestern am Morgen 5 g getrocknete Cubensis reingehaun. Gegrindet, mit Milch vermischt und runteregspült.
Schlecht war:
Ich war müde, etwas erkältet und hatte Stress dabei, die Kinder wegzubringen. Und ich hatte keinen Sitter.
Gut war:
Ich war allein, ungestört, frei von Verpflichtungen und hatte Benzos als Notbremse bereitliegen. Den kommenden Tag war ich auch frei.
Ich machte den Ofen und Musik (Donwbeat) an und machte es mir auf einer Matte im Wohnzimmer bequem.
Nach 30 min bemerkte ich ein verändertes Körpergefühl. Ich spürte die Müdigkeit und Erschöpfung durch die Krankheit und streckte mich wie morgens im Bett. Ich war entspannt.
Nach 45 min bemerkte ich wie Konturen von Möbeln im Bild nachwirkten, obwohl mein Blick schon wo anders war.
Die Musik hörte sich anders an. Ich wurde wählerisch.
Nach 60 min bemerkte ich intensive Farbeindrücke.
Das Feuer im Ofen schien geschmeidig die Rückwand zu streicheln. Das Brennholz machte einen traurigen Eindruck auf mich, während es gefressen wurde.
Nach 90 min wurde ich unruhig und setzte mich auf. Größenverhältnisse und räumliche Wahrnehmung waren verändert. Die Musik erschien nicht mehr klar.
Ich wusste, dass mein Körper schlafen sollte. Ich machte mir erste Sorgen über den Trip und dass ich etwas ändern müsste, um einen positiven Kurs zu fahren.
So wechselte ich die Musik zu Reggae, stand auf und fing an zu tanzen. Die Bewegung war schön aber nach kurzer Zeit wurde es mir zu viel.
Ich ging unruhig im Zimmer hin und her, trank Wasser und erinnerte mich an die schwierige Situation mit meiner Tochter auf dem Weg zum Kindergarten. Ich spürte innere Unruhe und hatte ein schlechtes Gewissen, weil ich so unsensibel mit ihr war.
Sofort war mir klar, dass das nicht das richtige Mindset für so eine Dosis war und fing an zu zweifeln. Mir war nicht mehr wohl. Die Musik störte mich. Ich machte aus.
Draußen war Nebel, ich wollte nicht raus. Ich fühlte mich weiterhin mies wegen meiner Tochter. Ich versetzte mich in ihre Lage und empfand mich als bedrohlichen, ungestümen und unberechenbaren Riesen, der die Kleine ganz beklommen macht.
Etwas Erleichterung verschaffte mir, dass ich zumindest mit meinem Sohn einen harmonischen Morgen durchlebt und eine liebevolle Verabschiedung hinbekommen hatte.
Ich ärgerte mich über mich selbst. Ich bereute, dass ich kopflos so viel Pilze gefressen hatte, obwohl ich es doch besser wusste. Das war zu viel Plan und zu viel Wollen und das war krampfig.
Ich wehrte mich erst gegen den Ärger und den Schmerz. Das ging aber nicht gut, also fing ich an mir Fragen zu stellen:
Warum warst du so gemein zu deiner Tochter?
Warum warst du so gereizt und angespannt?
Die Antworten ließen nicht lange auf sich warten.:
Ich war nervös wegen der erstmalig so hohen Dosis, die ich mir geben wollte.
Ich war schon seit Tagen in gereizter Stimmung wegen einem Computerspiel, das mich besessen hatte: GTA V.
Ich hatte es etwa eine Woche lang fast jeden Abend gespielt und ehe ich bemekt hatte, dass ich die Spieler-Charaktere darin verabscheute, mir der Spielfortschritt zu mühsam voran ging und mir die subversive Gesellschaftskritik zu wenig Lacher abrang, war ich schon süchtig danach. Es war nicht gut für mich. Spätestens nach der Folterszene, in der der Spieler einen scheinbar unschuldigen, wehrlosen, wimmernden Mann explizit foltern muss, machte ich mir schon nüchtern Sorgen, was das wohl Ungutes mit mir anstellte.
Also griff ich zum Stift und gab dem Trip eine nachhaltig positive Wirkung:
Ich schrieb auf, was ich vor dem Trip falsch gemacht hatte und wovon ich abhängig war.
Nebenbei deinstallierte ich GTA V und zwei zeitfressende Apps vom Smartphone. Die Ausführung war in meinem Zustand nicht ganz einfach, doch gelang und verschaffte mir unmittelbar Erleichterung.
Mir fiel ein ehemaliger Kollege ein, der mir einmal einen wichtigen Rat gegeben hatte. Ich schrieb ihm eine Whatsapp und gab ihm einen sehr persönlichen Rat - ganz informell und unverblühmt. Bäm!
Ich wurde nervös. Hatte ich ihn auf den Schlips getreten? Irgendwo hatte ich gelesen, dass man auf Trips die Finger von Fernmeldetechnik lassen sollte. Ich wollte den Funk ausmachen und mich verkriechen. Ein paar Minuten später habe ich ihm nochmal geschrieben und mich entschuldigt. Er schrieb etwas persönliches zurück. Jetzt habe ich einen neuen Freund!
Das machte es besser. Aber die innere Unruhe blieb.
Ich nahm wieder den Stift und schrieb seitenweise auf, welche Fehler ich machte, was mich bedrückte und welche Konsequenzen sich daraus ableiten ließen.
Es kam einiges an Erkenntnissen hoch. Ich ließ es kommen. Vieles davon war nicht einfach. Manches machte mich traurig, von manchem wurde mir übel. Es war aber auch freudiges dabei, so dass ich aufsprang und laut jubeln musste.
Ich hatte keinen Appetit, aber wusste, dass ich etwas vertragen konnte. Ich zwang mir einen Teller Chilli con Carne vom Vortag rein und spürte die Hitze in mir aufsteigen.
Nach 3,5 h:
Es war sehr anstrengend. Ich wollte mich hinlegen und schlafen. Mir war übel. Ich nahm mir einen Eimer und ein Benzo mit ans Bett.
Dann habe ich aber doch noch etwas Hausarbeit gemacht. Ich hab das Kuscheltier meines Sohnes gekuschelt und gespürt wie wichtig das für ihn ist. Mir kamen die Tränen, weil ich meine Kinder so lieb hatte. Ich beschloss, mehr Liebe in die Kinderzimmer zu bringen.
Nach 4,5 h:
Zurück im Schlafzimmer nahm ich mir dort das gleiche vor. Ich legte mich hin und entspannte mich. Schlafen konnte ich nicht, aber ich kam langsam etwas runter.
Nach 5,5 h:
Die Sonne schien. Ich nahm mein Rad und machte eine Ausfahrt ins Naturschutzgebiet. Auf einer Bank machte ich Rast und spürte die Wärme der Sonne. Die aufsteigenden Flugzeuge vom Flughafen sahen noch etwas verdreht aus.
Ich konnte sehr gut hören. Lärm von Flughafen und Autobahn, Vögelgezwitscher, Stimmen von weit entfernten Spaziergängern. Rascheln von Tieren in den Büschen. Ich konnte sogar den Todesschrei eines kleinen Tieres hören, das von einem Falken geschlagen wurde.
Die Vibes auf der Bank haben nicht gestimmt. Ich fuhr auf einen Berg und saß eine Zeit in Ruhe und Frieden auf einer Bank. Ich sah mir die Siedlungen an und stellte mir all die Menschen vor, die dort unten ihr Leben bestritten - mit mehr oder weniger Liebe.
Ich stellte mir dort unten einen Krieg mit einer fremden Macht vor und fragte mich, wie lange unser Frieden hier wohl noch anhält.
Nach 7 h:
Ein weißhaariger Mann mit Kamera kam vorbei. Wir kamen über die Bundestagswahl ins Gespräch. Große Weltpolitik wurde zum Thema. Er hatte bei den Vereinten Nationen gearbeitet und viele (Kriesen-) Länder bereist. Er war etwas wichtigtuerisch, aber sehr erfahren. Konkrete Antworten hatte er keine. Nur dass Einmischung in andere Länder selten die erhofften Ergebnisse brachte und man eben mit den vorherrschenden Umständen zu leben habe.
Nach 7,5 h:
Ich holte meine Frau von der Arbeit ab und drückte sie ganz fest zur Begrüßung. Ich sprach über meine Wünsche für die Wohnung und den Umgang mit den Kindern und wir machten konkrete Pläne daraus.
Nach 8 h:
Wir holten die Kinder zusammen im Kindergarten ab. Ich sah wie die zwei miteinander kuschelten und Spaß hatten. Als sie uns sahen, kamen sie fröhlich auf uns zu gerannt. Es war eine kitschige Begrüßung und ich war überglücklich, als ich hörte, dass meine Tochter einen sehr schönen und entspannten Tag hatte.
Das würde ich zum nächsten Trip besser machen:
- Lieb zu meinen Lieben sein.
- Eine Playlist vorbereiten, mit ruhiger positiver Musik, die ich schon kenne.
- Die Wohnung aufräumen.
- Gut schlafen, gesund sein.
- Gutes Wetter abwarten.
- Das Zeug nicht einfach auf Krampf fressen, sondern mich vorher fragen, ob ich wirklich bereit dafür bin.
Substanzen
- Drogen und Psyche
- Pilze
Kommentare
Kommentar von Lorena |
Danke
Wow. Ich bin sprachlos. Dieser Bericht war so unglaublich gut und spannend geschrieben - direkt, ehrlich, authentisch. Ich kann z 100% nachvollziehen, was in dir vorgegangen ist. Entweder viele fühlen sich so, wenn sie auf Droge sind, oder wir sind uns vom Wesen her sehr ähnlich.
Ich glaube, du bist ein sehr interessanter und vor allem selbstreflektierter Mensch. Du solltest viel mehr schreiben und andere Menschen daran teilhaben lassen.
Vielen, vielen Dank für den Bericht. Das war inspirierend.
Lorena, w, 22
Kommentar von OP |
Gerne!
Danke für deinen lieben Kommentar! Ich hatte noch einen LSD Trip notiert, aber noch nicht veröffentlicht. Das werde ich noch nachholen: "Mein Trip in den Zoo".
Auf der zweiten Bank hatte ich damals sogar das Gefühl, dass sich die Menschen sehr ähnlich sind und selbst die schlimmsten Despoten sich nach Liebe sehnen.
Beim heutigen Lesen meines Berichts stechen
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