Canna-Flip
Der Termin steht schon seit Wochen fest. Mein Kumpel und ich treffen uns bei ihm. Die Vorfreude ist riesig. Am 26.12., Zweitweihnachtstag, steigt die Reise. Genommen werden Just Smile Pappen, die mit 285µ beworben werden. Vorne lachende Blumen, hinten graubraun. Um 12h ist das Treffen. Um 13:45 die Einnahme einer halben Pappe. Die Wirkung ist enttäuschend nach einer Stunde. Also wird noch mal mit einer weiteren Hälfte nachgelegt. Nach einer weiteren Dreiviertelstunde noch eine Hälfte. Die Wirkung entfaltet sich nun, und wir beschließen rauszugehen. Am Ende denke ich schon, dass wir mit den 1,5 Teilen die 100µ überschritten haben. Draußen kommen wir so richtig drauf. Es ist mittlerweile schon nach der Dämmerung. Ich sehe ungeahnte Tiefen in den Dingen. Schliere ziehen sich überall durch. Als es noch dunkler wird, sehe ich feine, farbige geometische Muster, die sich durch mein Blickfeld ziehen. Es ist mittlerweile kaum möglich, sich zu geordnet zu unterhalten und mitzuteilen. Wir gehen wieder ins Licht, zurück in die Wohnung. Dort erscheinen auf der Rauhfaserdecke barocke Muster, die ständig in Bewegung sind. Es bilden sich kleine Schlieren und Spiralen, die aus bunten Farben bestehen und an der Decke wie winzige Bildschirme wirken und auch so leuchten. Wo man hinguckt beginnt sich alles nach kurzer Zeit zu bewegen. Es erscheinen seltsame Farben, die von dem leuchtenden Computerbildschirm beeinflusst werden. Wir sitzen lange da und starren die Decke an. Auf dem Klo habe ich den Eindruck, dass ich unter Wasser bin und alles sieht auch so aus.
Die Unterhaltungen sind kreativ und tiefgründig zugleich. Alle halbe Stunde sagt einer von uns etwas derart absurdes, dass wir beide auf dem Boden liegen vor Lachen. An der Küchenwand entdecke ich wieder die Bildschirme, an denen ich mich kaum sattsehen kann. Die Unterhaltungen sind so intensiv, dass es eigentlich Funken sprühen müsste. Um ca. 22:30, das Zeitgefühl kehrt so langsam zurück merken wird, dass der Trip an Intensität verliert. Es wird ein bisschen langweilig. Also beschließen wir Gras zu rauchen um den Trip zu verlängern. Wir fangen vorsichtig an, da die Wirkung absolut durchschlagend ist. Man verlässt den Highway durch eine Ausfahrt und kommt auf einen anderen Highway, der genauso schnell ist, nur in eine andere Richtung führt.
Nach etwa 20 Minuten, also mit einiger Verzögerung erwähnt mein Kumpel, dass er einen heftigen Mindtrip hat. Da bemerke ich es auch bei mir. Der Mindtrip ist nicht zu unterschätzen und bei mir teilweise auch unangenehm. Doch als ich es bemerke, ist er schon vergessen. Ich konzentriere mich nun auf meine Sinne und die geben das erwartete aus: Mein Kumpel, der auf einer roten Couch sitzt, beginnt seine Farbe zu verändern. Er wird rotbräunlich, bekommt Streifen im Gesicht. Sieht aus wie ein Monster. Dann verwandelt sich sein Gesicht in eine hölzerne Maske, es ist großartig. Auch seine Umgebung verwandelt sich. Langsam verwandelt er sich in einen Klingonen. Im Augenwickel verwandelt sich die Balkonfensterfront in lange Standartenähnliche Fahnen. Dann wird er zu Hellboy, dem Comichelden. Dann wieder zu einem Monster, dass in einem Art Deco Zimmer sitzt. Alles schimmert in Gold. Es ist unbeschreiblich, was Cannabis aus einem LSD-Trip zu machen imstande ist. Die feingliedrigen LSD-Optics sind verschwunden. Knallige Farben dominieren das Bild. Später steht er vor mir und redet in einem Laberflash. Dabei verwandelt er sich in einen Clown mit lila Haaren. Ich staune nur. Währenddessen rauchen wir immer weiter vorsichtig Gras aus dem Vaporisierer. Hinterher glaube ich, dass wir zu vorsichtig gewesen sind, denn die Wirkung ist krass, aber nicht so durchschlagend wie beim letzten Trip.
In Erinnerung bleiben aber nicht nur die herrlichen Optiken, sowohl auf LSD als auch auf LSD, Ketamin und Cannabis. Sondern vor allem die Gespräche. Die Gedanken. Bspw. das Gespräch darüber, wie Religionen entstanden sind. Oder über Star Wars. Cannabis hat den Trip noch mal deutlich verlängert. Die gelegentlichen etwas umnehmen Mindtrips kann ich bewältigen, indem ich damit rechne und ihnen nicht allzu große Bedeutung zuschreibe. Sie wechseln sich ab mit plastischen Vorstellungen, bspw. über die schwere Arbeit, die unsere Vorfahren zu verrichten hatten und wie ihre Knochen darunter gelitten haben. Es ist Visionsartig. Ich kann meiner Vorstellungskraft beim Feuern zusehen, vor meinem geistigen Auge, während ich spreche. Gedanken werden bildlich, greifbar und unmittelbar.
Der Canna-Flip war großartig. Um 7h beschließt mein Kumpel, sich schlafen zu legen. Also rd. 17 Std. nach der ersten Dosis. Ich bin noch zu aufgekratzt zum Schlafen und mache mir Gedanken über berufliche Themen. Dabei habe ich das Gefühl, dass ich wichtige Einsichten habe, die sich aber nur teilweise in die Nüchternheit retten. Zu Hause um ca. 11h spreche ich mit meiner Freundin über ihre wichtigen emotionalen Themen. Müde bin ich noch nicht. Ich bin sehr empathisch und meine Sprache ist sehr kurz und präzise. Das merkt auch meine Freundin. Ich fühle mich noch leicht drauf, aber nicht stark. Um 13h lege ich mich endlich schlafen.
Cannabis ist großartig auf einem Trip. Ich würde es nur niemals auf dem Peak nehmen, da der bei mir folgende Mindtrip für mich nicht ohne ist und in der leichten Verwirrtheit des Peaks schwerer zu kontrollieren ist. Die Optics verändern sich merklich, werden aber auch steuerbarer und vor allem betreffen sie das gesamte Sichtfeld, nicht nur einzelne Teile. Cannabis ist eine starke psychedelische Substanz, die man nicht unterschätzen sollte. Die Halluzinationen werden farbiger und lebendiger. Das wenige Ketamin hatte kaum Auswirkungen.
Wer sagt, man könne sich durch Cannabis „herunterrauchen“, liegt falsch. Vielleicht bei einer schweren Indicasorte? M.m.n. ist es ein Trip im Trip, der deutlich anderes, aber nicht weniger intensiv ist. Vor allem intensiviert man das Erlebnis beim Abflauen des Rausches noch mal deutlich. Aber es hat seinen Preis. Beim letzten Mal hatte mein Kumpel fast 20 Minuten einen Horrortrip, da er nicht mit der Wirkung gerechnet hatte und glaubte, die Intensivierung des Trips nicht bewältigen zu können. Doch nach dieser Erfahrung war es auch für ihn ein absolut geiler Trip.
Substanzen
- Cannabis
- Ketamin
- LSD
- Mischkonsum
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