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endlich Weg davon - ein Aussteigerbericht

Hey Community,

Ich habe Cannabis konsumiert seit ich 15Jahre jung war. Heute bin ich 30 und habe endlich den Absprung geschafft. Es hatte Formen angenommen, die auf keine Kuhhaut gehen. Die Droge wird überall verharmlost und es wird behauptet, dass sie keine Abhängigkeit schafft. Ich habe das Gegenteil am eigenen Leib erfahren. Bei mir ging es offenbar vor allem darum, Verantwortung aus dem Weg zu gehen und unschöne Dinge - die das Leben aber nun mal parat hält - auszublenden. 

Der Konsum hatte einen ziemlich langen Rattenschwanz. Probleme, Beziehungen aufrecht zu halten, Geldsorgen, schlechte berufliche Entwicklung und am Ende sogar Depressionen durch all dies. Kiffen war für mich wie ein Katalysator, der die Probleme im Endeffekt nur noch potenziert hat. Natürlich ist es entspannend, macht lustig und hat sicher auch gute medizinische Eigenschaften - wenn man es denn in einem gesunden Rahmen nimmt und immer wieder loslassen kann. 

Es ist wie mit jeder Sucht. Der eine ist anfälliger, der andere weniger. Es hat lange gedauert bis ich mir diese Abhängigkeit eingestehen konnte. Als Süchtiger wird man zu einem Meister der Täuschung und schmiert seinen Angehörigen, Geliebten und Freunden gerne Honig um den Mund, um nicht wie ein Versager dazustehen. Mit anderen Worten: Man schämt sich in Grund und Boden für das, was aus einem geworden ist und versucht das wiederum im Konsum zu vernebeln.

Ich kann von Glück reden, dass ich eine Freundin habe, die diese Entwicklung mit Sorge über mehrere Jahre beobachtet hat und mir dann mehr oder weniger die Pistole auf die Brust gesetzt hat. Ich solle mir Hilfe suchen, oder das ganze sei beendet. Im ersten Moment war ich damit völlig überrumpelt und auch entsetzt, wie man so ein Ultimatum stellen kann. Im Nachhinein bin ich aber froh, dass es so gekommen ist. Durch das Kiffen sind schon zwei vorherige Beziehungen den Bach runter gegangen, aber es wurde nie so klar kommuniziert, dass es daran lag, wie in diesem Falle. Weil ich sie nicht verlieren wollte, habe ich mir also Rat in Form einer Drogenberatung und einem Besuch beim Arzt geholt. 

Seit etwa 3 Monaten bin ich nun von dem Zeug los. In dieser Zeit habe ich Antidepressiva genommen, um in kein Loch zu fallen. Körperliche Entzugserscheinungen wie Schlaflosigkeit habe ich zum Glück keine gehabt. Die wöchentlichen Besuche bei der Beratungen waren wohl das, was mir am meisten geholfen hat. Jemand außenstehenden zu haben, mit dem man über Dinge sprechen kann, die man bei nahestehenden Personen aus Scham niemals ansprechen würde, ist Gold wert. Ich bin zuversichtlich, dass dieser Absprung entgültig war. Es tut gut, sich mit klarem Kopf allen Verantwortungen zu stellen, abends "gesund" müde zu werden (der Schlaf ist auch viel erholsamer geworden) und wieder von Herzen lachen zu können. Suchtveranlagungen trägt man ein Leben lang mit sich und ich bin mir bewusst, dass Tag X, an dem ich mal wieder Lust hätte zu konsumieren, kommen wird. Ein bißchen mulmig wird mir dabei schon, aber hey, dann heißt es hart bleiben und daran denken, zu was es führen kann.

Vielleicht konnte ich irgendwem ein wenig Mut damit machen, ebenfalls aus dieser Endlosschleife zu kommen. Ich verurteile niemanden, der konsumiert, oder es vor hat. Nicht jeder Mensch tickt gleich. Ich kann nur sagen, dass es mir nicht gut getan hat.

Einen schönen Tag noch :)

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