Erster LSD Trip endet in einen "positiven" Bad Trip
Mein erster LSD-Trip...
wie sollte man so etwas beginnen... Ich weiß es nicht, aber ich versuch es zu erklären so gut es geht. Jeder einzige Moment war wie der Bass-drop aus einem Dubstep Fan-remix von Killzone 3. Einfach dieses Einprasseln von Gedanken und Emotionen lässt einen alleine dastehen in diesem Regen mit der Frage, ja, was soll damit angefangen werden. Ich habe mich dazu entschieden meine Gedanken hier festzulegen, nur um mich später zu wundern wer dieses vermaledeite Dokument hier geschrieben hat!
Den Trip habe ich bei einem Freund eingenommen. Ich habe mir nur gedacht, achja nur ein paar Verschiebungen und komische Farbenspiele, das war's... tja, falsch gedacht.
Eine Stunde später bemerkte ich wie die Zimmerdecke meines Freundes, sie bestand aus Holzlatten, anfing sich gegeneinander zu reiben und die Astlöcher fielen ab... und ich fing plötzlich an zu lachen, weil dies so lustig aussah. Mein Lachen steckte meinen Kumpel an, welcher die ganze Zeit über nüchtern war, und er lachte meistens mit und fragte mich immer was ich sehen würde, aber ich konnte ihm nie eine gescheite Antwort geben, weil ich nur noch Lachen konnte. Mir überkamen sowieso immer wieder heftige Lachkrämpfe, dann war ich wieder kurz normal bevor ich wieder wegen banalen Sachen anfing zu lachen.
Immer wenn ich auf die Toilette ging, kam mir der Weg wie eine lange Wanderung, oder der Boden sah aus wie Lava, und wenn ich mich im Spiegel betrachtete, sah ich wie meine Augen, meine Nase und mein ganzer Kopf beim Atmen größer und kleiner wurden. Ich fand das so irrsinnig witzig, dass ich sogar des Öfteren nur zum Lachen in die Toilette ging (die Wohnung hatte keinen Keller). Die Fliesen veränderten sich kaleidoskopartig und sahen aus als beständen sie aus Öl, ich habe sogar meinen Kumpel gefragt ob ich mir eine Fliese mitnehmen könnte worauf er, verständlicherweise, mit "Nein!" antwortete. Ein grüner Flusenteppich machte einen auf Hentai und es kam mir vor als es versuchen würde mich zu kriegen.
Im Wohnzimmer kamen mir die Figuren aus Filmen sehr echt vor und als ich Battlefield 3 spielte, ich konnte es sogar wundersame Weise nachdem ich den Controller ausgelacht habe weil die Knöpfe sich drehten, wich ich peinlicherweise sogar den Geschossen aus, weil mir alles so realistisch vorkam und ich mich in das Spiel körperlich und psychisch hineinversetzt fühlte.
Trotzdem wollte ich noch am selben Tag nach Hause... während des Trips. Großer Fehler.
Ab dem Moment wo ich mich von meinem Kumpel verabschiedete und den Fan-Remix von Killzone 3 angeschmissen habe... kann man sagen, war wohl der Moment in meinem Leben wo mein Verstand mal so richtig... durchbrannte.
Auf dem Weg zum Bahnhof -mein Kumpel wohnte in einer anderen Stadt- habe ich mich immer wieder gefragt ob ich für den Rest meines Lebens in diesem Zustand bleibe. Dazu kam es noch hinzu, dass jeder einzelne, verdammte Gedanke sofort vom meinem eigenen Verstand zerhackstückelt wurde, was ziemlich beängstigend war... und diese Angst wurde dann ebenfalls mental zerstückelt. In meinem Kopf entstanden zehntausende neue Wörter, gleichzeitig, und ich frage mich bis jetzt was ein "Zerquackeldackel" ist... ist nur ein Wort von vielen.
Ich hatte es dann mit der Angst zu tun und ich dachte dass ich ewig in diesen Gedankenkreise schwelgen werde, von der Realität abgeschottet. Hin und wieder bekam ich Paranoia, aus denen ich mich aber schnell wieder befreien konnte, dann habe ich auch immer wieder mitbekommen wo ich eigentlich nochmal gerade bin in dem ich mir irgendwas anderes gedacht habe... jedenfalls kam es mir sogar vor dass ich mir selbst zusehen musste wie ich so langsam behindert werde; ...wie ich mich mit einer, für die Aussenwelt unverständliche, eigene gedankliche Sprache vorfand, weil alles man aussagen wollte, sofort gedanklich vermahlt wurde. Anders kann ich es nicht beschreiben.
Während ich lief und mir diesen krassen Fan-remix von Killzone 3 reinzog, kam mir alles extrem auf weitwinkelobjektiv vor. Und alles verlief innerhalb vier nahtlos ineinander greifenden/fließenden Dimensionsebenen in denen ich mich dazwischen entlang bewegen konnte. Der Fußgängerweg schien gegen mich zu arbeiten, ich fühlte mich so als ob ich nicht von der Stelle käme und ich fing immer wieder kurz an zu rennen. Ich durfte mich einem Blick nie länger als ein paar Sekunden widmen, sonst ging mir immer wieder mein bildliches Wahrnehmungsvermögen durch. Überall und auch überall waren diese krankgeilen geometrischen Figuren... meistens bunte Dreiecke, die aus weiteren Dreiecken bestanden, und immer weiter und sofort. Alles pulsierte in den buntesten Farben zur Musik.
Mir kam es die meiste Zeit so vor, als würde die ganze Welt mich sehen und auslachen, oder mein Kopf generierte automatisch totalen Unsinn ("Ey, guckt euch den da an, der is'voll druff!", "So ein dummer Mensch!", "LSD ist besser als Schnee!"). Am Bahnhof starrte ich die Bäume an welche anfingen sich in lauter Dreiecke zu verwandeln. Die Bahngleise schienen wegzufahren und ich dachte mir was das eigentlich soll. Obwohl ich nur ungefähr zehn Minuten auf den Zug warten musste, kam mir dies wie ein halbe Ewigkeit vor und ich schaute immer wieder auf mein Handy, nur um zu glauben das die Zeit stehen geblieben ist. Und als der Zug kam und sich die Türen öffneten, sprang ich wie wild herein weil ich dachte, der würde gleich ohne mich wegfahren. Im Zug saß ich eine Minute mal ruhig da und schaute auf die Sitze, welche lustig gegen die Decke waberten, in der anderen Minute dachte ich glaubhaft dass ich beobachtet werde und schaute panisch in den Gang.
Und das hatte mir noch mehr Angst vorbereitet. Ich fühlte mich wie ein ungewollter Betrachter, auf mich prasselte zusätzlich ein wahrer Sturm von tiefgründigen Gedanken und Gefühlen... und ich war nicht Herr darüber. Einfach gesagt, in diesem Moment war ich mir selbst überfordert.
Ich fühlte mich kurzzeitig in einer Art mentalen Kapsel gefangen und sah mich selbst, wie ich ruhig im Zug saß und leise für mich Musik genoß. Ich konnte mir aber gedanklich praktisch selbst zu sehen wie ich innerlich total behindert werde, intellektuell auf ein dummes Kleinkind reduziert wurde, und ich konnte fühlen, oder wenigstens einen kleinen Geschmack davon bekommen, wie es ist mit seinen eigenen, wirren und sinnlosen, Gedanken hilflos ausgeliefert, in einen Körper gesteckt zu werden... aber die Fahrt nach Hause war sonst ziemlich ruhig.
Aber dann kam ich endlich zu Hause an... und mir kam diese ganze Zeitspanne wie ein einzelner Gedanke vor. Ich habe überhaupt nicht gemerkt, dass sich mein Körper immer bewegt hat, von ALLEINE(!!!), und ich mit meinen Gedanken aus den tiefen meines Unterbewusstseins zu kämpfen hatte. Wenn ich darauf zurückblicke, kam mir die Fahrt nach Hause wie ein einziger riesengroßer Gedanke vor.
Die Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Hause war, vom Gedankengang her, ein Höllentrip. Soviel was ich gesehen habe... nein, keine Drachen oder Regenbogenfurzenden Einhörnern, sondern habe ich mich vielmehr mit dem Verstand und Ursprung jedes Gedankenherganges auseinandergesetzt.
Um mich zu beruhigen und das Setting wieder einigermaßen gemütlich für mich zu gestalten und mir überhaupt eine stabile Welt gestalten zu können, machte ich mir etwas zu Essen. Maggi's Fünf Minuten Terrine Kartoffelbrei mit Fleischklößchen, weil ich nicht kochen kann. Und schwelgte mich somit einem angenehmeren Verlauf dieser Erfahrung. Falls diese zu tief gingen und ich mich in negativen Gedanken vorfand, konnte ich jederzeit wieder raus.
Boah, ich fragte mich selbst wie ich alleine nach Hause finden konnte... ich konnte mich aber noch gut daran erinnern, wie ich versucht habe einen Taxi zu rufen (hab aber keine Nummer in den Dreiecken gefunden...) und verzweifelt und den Tränen nahe kurz an einer Bushaltestelle weilte weil ich nicht wusste wie man in die Dritte Dimension wiederfinden konnte, bevor ich mich einfach fest dazu entschlossen habe, den Weg nach Hause zu Fuß zu laufen.
Ich hab's jetzt: Der Weg nach Hause war nicht nur ein Bad Trip, sondern er war ein mental erleuchtender PSYCHO-Trip.
Wenn mich jemand mal fragen tut, wem oder was ich an diesem Abend zugestoßen bin, würde ich folgend antworten: Mit meiner nun endlich selbst herausgefundenen größten Angst: Die Kontrolle über sich selbst zu verlieren, das Gefühl für das eigene Denken, Fühlen und Handeln verantwortlich zu sein, zu verlieren und dabei selbst noch zu sehen zu müssen... Dass mein eigener Verstand, und meine Welt in der ich lebe und von mir mit meinem Denken und Handeln geschaffen wurde (Arbeit, Wohnung, Freunde etc.), vor meinen bloßen Auge zusammenbricht, das ist meine größte Angst.
Um es verständlich zu halten, versuche ich es folgendermaßen zu erklären: Auf einem LSD-Trip zu sein ist so als würde man den eigenen PC mit einem Vorschlaghammer herunterfahren, nur um, nachdem man alles wieder zusammengebaut hat (wenn man dies überhaupt schafft), so komische Puzzleteile zu finden die zusammengepuzzlet ein erleuchtendes Bild ergeben... und etwas ist, was einen zum Denken anregt... oder das Bild saugt einen in seinen Bann und man ist für eine lange Zeit im Leben eins: Am Arsch, wenn man mit der Gewalt des eigenen Verstandes nicht zurechtkommt. Ich habe die Berichte gelesen wo Menschen nach einem Trip für eine lange Zeit nicht mehr "aufwachten".
Was es für Hintertüren in deinen Verstand öffnet... oder selbst welche reinhaut... längst vergessene Erinnerungen, Gefühle, oder Ängste werden ans Tageslicht gebracht. Und da muss man sehr vorsichtig sein was dabei alles herauskommt.
Was ist eigentlich unheimlicher? Der Weltuntergang? Die Illuminaten? Oder ein dir entgegenkommender junger Mensch, der total verwirrt mit weit aufgerissenen Pupillen stur geradeaus an dir vorbeiläuft... bei Nacht?
Substanzen
- LSD
Kommentare
Kommentar von Ani |
<3
Was für ein schön geschriebener Bericht! Schade, dass du kein Feedback bekommen hast.... Nach diesem Text habe ich Lust bekommen, dich kennenzulernen - Super nice geschrieben. :-D
Kommentar von Luke |
Noice Noice Noice
Sehr angenehm, auch unterhaltend und bildlich vorstellbar geschrieben, greift das Thema der Selbstfindung bei einem Trip sehr gut auf. Du machst einen mental starken Eindruck und hast allgemein einen Schreibstil den ich klasse finde.
Kommentar von kleine |
unvergesslich
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