Gras, Willensstärke und das Aufhören
Es ist nicht so, dass ich massiv konsumiere. Aber regelmäßig, seit 5 Jahren. Meist sind es Spiralen: Es fängt damit an, dass ich erst ein bisschen kiffe, ab und zu, in Gesellschaft, zu einem Anlass. Dann habe ich etwas zuhause, mache es mir abends gemütlich, überlege mir, welcher Film gut beim Kiffen geht, welche Serie gut passt - und es gibt einfach allerhand, was super damit einhergeht. Also mache ich es mir gemütlich, esse womöglich auch noch etwas, was besonders mundet, nach dem Kiffen, und das mache ich dann nicht an einem Tag alle paar Wochen mal, sondern schwupdiwups dann jeden Tag, bis das Gras sich dem Ende neigt, ich nervös werde und mich um Nachschub kümmere.
Manchmal dann, finde ich meinen Konsum bedenklich. Dabei geht es nicht um die Quantität, ich komme mit 10-20€ nen Monat zurecht. Es sind kleine Dosen, die ich verqualme. Aber dafür eben mit großer Regelmäßigkeit. Über manche Wochen jeden Tag, über andere an 4-5 Tagen, wenn ich nicht zur Arbeit muss auch gerne schon mittags. Und dann, dann finde ich den Konsum, wie gesagt, bedenklich und lege eine Pause ein.
So wie jetzt. Zuletzt habe ich vor acht Tagen gekifft. Davor hatte ich für 12 Tage Pause. Die letzte Tüte vor der letzten war nämlich schlecht. Ich hatte gekifft, dann einen Migräneanfall und dachte dass ich sterben muss. Gleichzeitig dachte ich, dass ich nur denke sterben zu müssen, weil ich gekifft habe. Trotzdem stand ich kurz davor, meinen Mitbewohner in die ganze Misere mit rein zu ziehen, was mich im nachhinein ziemlich mitgenommen hat. Ich saß im Bett und habe gestrickt, um mich nicht zu sehr auf das Herzrasen, das Zittern, die Übelkeit, all das, was auf mich herniederging einzulassen. Ich saß da und strickte halbherzig mit zitternden Händen und fühlte mich erbärmlich.
Das erbärmliche an der ganzen Situation war nämlich, dass es mir schonmal so schlecht ergangen war. Da hatte ich zwar keinen Migräneanfall, aber der Kreislauf war so im Sack, dass ich den Eindruck hatte, bald nicht mehr zu atmen, ich war der Überzeugung, dass der Herzschlag sich bald einstellen würde, schlichtweg, dass ich sterben müsste. Gleichzeitig aber auch der Hintergedanke: Ist das wirklich so? Mache ich mich nicht unsagbar zum Affen, wenn ich jetzt den Krankenwagen rufe? Also rief ich meinen Freund an, erzählte ihm von meinem Elend, er kam vorbei, wir rauchten noch eine Tüte und es war ok.
Dann also letzte Woche, nachdem ich die 12 Tage nicht gekifft habe, hatte ich doch wieder Bock und mein Freund, der konsumiert ja auch, hat aber weniger mit nervigen Nebenerscheinungen zu kämpfen. Ich ziehe also ein paar mal an der Tüte und merke: Das ist es einfach nicht (mehr). Vorher war es mir blendend gegangen. Ich hatte sogar einen ziemlich entspannten Zustand, war vergnügt und gut gelaunt, was an sich schon wieder was neues war, weil ich durch das eingestellte Kiffen auch endlich wieder das Rauchen insgesamt eingestellt hatte. Nach dem Kiffen war das Herzrasen wieder da, was mich einfach in den Wahnsinn trieb und vom einschlafen abhielt.
Seitdem hat sich mein Vorsatz es nun einfach mal zu lassen, verstärkt. Ich lade es auch zu sehr auf, und dann kiffe ich wieder jeden Tag, um runter zu kommen, mich zu entspannen, Spaß zu haben. Die antriebsstärkste Person war ich nie. Vom Kiffen wird das nicht besser. Und nun also endeten die letzten Male immer und immer öfter in negativem Gedankenkreisen, in körperlichen Empfindungen, die mich an meiner Wahrnehmung zweifeln lassen, in einem Kontrollverlust, der mir Angst macht und den ich unwürdig finde. Und heute hänge ich zuhause rum, weil ich es mir heute so erlauben kann und kann aber nur ans kiffen denken. Ich denke mir, ich könnte es einfach tun, es könnte doch schön sein und Spaß machen und es beunruhigt mich, wie schnell ich wieder beginne es mir harmlos zu reden, wie schnell es passieren kann, dass ich jetzt einfach nur eine Tüte rauche und wieder in dieser Spirale lande, die seit 5 Jahren dazu führt, dass ich pro Jahr auf etwa 8 nüchterne Wochen komme.
Als wie einfach es dargestellt wird, "willensstark" zu sein...
Substanzen
- Abhängigkeit / Sucht
- Cannabis
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Kommentar von Gast |
sport!
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