Meine etwas unüblichere Erfahrung mit Ritalin
Vorweg, Ich war M/17 & wog etwa 63kg bei 1,85m Körpergröße.
Ich traf mich mit einer Freundin aus dem Netz in meiner Gegend, da sie zurzeit in meiner Stadt war. Wir tranken bisschen Wein und wurden gut betrunken, wie man das halt so macht. Wir entschieden uns dazu, das ich sie am nächsten Tag nochmal zur Bahn bringe, der sie nachhause fährt. Wir verpassten den Zug und der nächste kam erst in 2 Stunden. In diesen 2 Stunden kam auch mein Kollege der mich eigentlich abholen wollte, und wir verbrachten dann einfach zu 3. die verbliebende Zeit im Auto. Wir boten ihr an was zu essen, jedoch verzichtete sie mit dem Argument, dass sie ja ADHS hätte und ihr Medikament, das sie zuvor nahm ihr Appetitslosigkeit gab. Aus Spaß meinte ich dann, das ich schon Ritalin nehmen würde, weil das ja den Kopf so boostet und ich so locker beispielsweise mein Abi schreiben könnte. Sie holte eine Arzneipackung aus ihrer Tasche und meinte, ich könnte ja eine haben wenn ich sie bräuchte. Ich selbst bin ziemlich reflektiert und offen über Drogenkonsum, und habe zu diesem Zeitpunkt schon um die 10 mal Cannabis geraucht seitdem ich 15 war, über Joints, Bong und einmal auch gegessen in Form von Brownies. Ich rauche auch schwer Tabak seit 2 Jahren, worauf ich nicht sonderlich stolz bin, aber dadurch habe ich ein starkes Verantwortungsgefühl bei Drogen entwickelt, in hinsicht auf Sucht und Schäden. Sie gab mir die Pille in Form von Concerta 54mg, also die retard Version davon. (wirkt länger und "ausgeglichener")
Sie informierte mich über Wirkungen und Nebenwirkung bei Einnahme eines nicht-ADHS Patienten, mit starker Betonung auf die Nebenwirkungen. Da sie mir nicht sonderlich schlimm erschienen, und ich mich zugegebenerweise sehr selbstbewusst gefühlt habe dass das ja nur halb so schlimm wird, (was spoiler alert auch zutraf, aber aus objektiver Sicht trotzdem dumm war zu behaupten) schluckte ich sie spontan. Sie wünschte mir viel Spaß, und ich brachte sie zum Zug.
Mein Kollege, sichtlich in Sorge das ich ihm auf die Nerven gehen werde für den Rest des Tages, fuhr mich dann mit ihm zu mir nachhause. Bis auf einen etwa 10 Minuten nach der Einnahme eingetretenen erhöhten Puls ist mir noch nichts aufgefallen, aber der war denke ich verbunden mit der Aufregung und leichter Angst vor dem was noch kommen könnte. Nach gut einer Stunde nach der Einnahme, wo die Pille schon längst hätte wirken sollen, bemerkte ich nicht viel außer das ich tiefenentspannt war. Mein Puls war zwar noch vergleichsweise hoch, und ich war kein bisschen müde, aber ich fühlte mich beruhigt und entspannt. Mein Kopf war sehr leer. Normalerweise bin ich eine sehr verträumte & nachdenkliche Person, & ich genoss diesen Moment der Ruhe in meinen Kopf. Ich dachte über nichts nach wie ich es üblich sonst tun würde, und dachte nur über Dinge wenn ich über sie wirklich gezielt nachdenken wollte. Ich verlor nie den roten Faden, und ich fühlte mich als hätte ich mich selbst und die Welt in absoluter Kontrolle. Ich war sehr gesprächsoffen, nicht sehr emotional trotzdem warm, kühn und sachlich. Nach etwa 6 Stunden verlor ich jede körperliche Wirkung, wie die leichte Angespanntheit und dem erhöhten Puls. Den Übergang von der Wirkung zur Nüchternheit habe ich sonst kaum bemerkt. Ich wusste ab einem Punkt (etwa 8 Stunden nach der Einnahme, die apropos 12h andauern sollte) das ich nüchtern war, jedoch fühlte ich mich bedrückt dessen das es bei mir so "anders" gewirkt hat. Ich fühlte mich auf Concerta nüchterner als ich es nüchtern war, und ab dem Punkt zweifelte ich wirklich an meiner psychischen Gesundheit, da der Wirkstoff von Concerta/Ritalin normalerweise unters Betäubungsmittelgesetz fällt.
Ich hatte in der frühen Kindheit ADHS Ähnliche Tendenzen. Meine Eltern gaben mir nie wirklich persönliche Aufmerksamkeit, die bekam ich nur wenn es um meine Noten ging. Es ging ihnen immer nur darum, was ich leistete, und vermieden immer das ich Dinge tue die mich daran hindern könnten (zB. Gaming, wo ich eben Aufmerksamkeit bekam.) In der Grundschule war ich immer der Klassenclown. Ich passte nie im Unterricht auf, lenkte immer meine Kollegen ab und bekam dafür auch oft Strafen. Da meine Noten jedoch trotzdem überdurchschnittlich gut waren und ich nur Einsen schrieb, wurde mir angeboten eine Klasse zu überspringen was ich ablehnte. In der 5-6. Klasse, tat ich viele Dinge für Aufmerksamkeit, machte mich damit zum Clown, wurde jedoch diesmal nicht gut aufgenommen. Ich war der Komische, und wurde gehänselt. Ich hatte schon früh Aggressionsprobleme, worüber sich lustig gemacht wurde, und meine schulische Leistung nahm von da an auch ab. Ich verstand nie, was falsch an mir war, und fiel daraufhin in frühen Jahren in eine Depression und Identitätskrise. Den Rest erspar ich euch. Ich war nie beim Psychologen, aber zum Zeitpunkt der Einnahme des Medikaments war ich 100% überzeugt gewesen kein ADHS zu haben, um ehrlich zu sein bin ich das teilweise bis heute. Ich kann mich gut konzentrieren, lasse mich mittlerweile nicht wirklich leicht ablenken, & der Draht zur Hyperaktivität und dem Aufmerksamkeitdrang ist sowieso schon seitdem ich 14 bin abgestorben.
Ich rede in den nächsten Wochen mit nem Psychologen darüber. Ich möchte abschließend nochmal daran erinnern, niemals uninformiert Drogen zu nehmen & es generell besser ganz sein zu lassen. Auch wenn ich in meinem Fall keine Nebenwirkungen auszeichnen konnte, ist das bei jeder Einnahme und bei jedem Menschen unterschiedlich.
Danke fürs lesen:)
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